Auswahl der "Ausreißer" mit Kennzahlen

Üblicherweise werden beim Energiecontrolling in erster Linie die Verbrauchswerte der Liegenschaften erfasst. Mit einer Witterungsbereinigung und dem Bezug auf die Gebäudefläche sollen die Gebäude sowohl untereinander als auch mit anderen Kommunen vergleichbar werden. Die größten Ausreißer und Potenziale sollen so deutlich und vordringlich bearbeitet werden.

In der Praxis besonders der kleinen und mittleren Kommunen ermöglichen diese Kennwerte nur eine sehr grobe Einschätzung der Energieffizienz der eigenen Gebäude. Nur im Extremfall liefert dieser Vergleich einen Hinweis auf echte Einsparpotenziale. In dem oben beispielhaft angegebenen Fall der Lutherschule wäre der witterungsbereinigte Verbrauch 2006 auffällig. Allerdings liegen auch 2004 und besonders 2002 höhere Verbrauchswerte vor. In der Praxis würde nun zusammen mit den Gebäudeverantwortlichen eine mühsame Suche nach Nutzungsänderungen und etwaigen technischen Fehlern beginnen. In den allermeisten Fällen werden Erklärungen auffindbar sein, jedoch selten lassen sich so direkte Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz einleiten, dafür ist die Aussage der Jahresverbräuche zu grob. Auch monatlich Werte würden durch Ferien und andere Sondernutzungen einen hohen Interpretationsbedarf besitzen und außerdem eine monatliche Witterungsbereinigung notwendig machen.

Die Streuungsbreite, die für die Verwendung von Kennzahlen bei MusterGebäuden angegeben werden, liegen zudem je nach Quelle und Gebäudebesonderheiten zwischen 10 und 50%. Entsprechende Daten sind nur für Schulen verfügbar, für Stromverbräuche liegen generell keine typischen Verbrauchskennzahlen vor. Eine zunächst nur durch einen vermuteten Mehrverbrauch motivierte Fehlersuche ohne weitere Anhaltspunkte führt zu aufwändigen Gesprächen und Messungen vor Ort. In der Praxis führt ein auffälliger Kennwert daher in erster Linie zur Erklärung des Mehrverbrauchs mit einer Reihe von besonderen Umständen.

Empfehlung:

In den kleineren Kommunen besteht kein Bedarf eine große Zahl vergleichbarer Liegenschaften mit einem Kennzahlvergleich energetisch zu bewerten. Die eigenen Liegenschaften sind zu unterschiedlich und der Vergleich mit überregionalen Kennwerten ist so ungenau, dass diese grobe Orientierung einfacher durch eine direkte Beurteilung der Anlagenqualität zu erreichen ist. Mit den geringen zeitlichen Möglichkeiten sollten die kleineren Kommunen zunächst nur für jedes Gebäude jährliche witterungsbereinigte Zeitreihen erstellen und auffälliges Verhalten mit entsprechenden Nutzungsänderungen grob bewerten. Die eigentliche Arbeit aber sollte der direkten überprüfung wesentlicher technischen Betriebsgrößen oder Einstellungen dienen. (siehe ARTIKEL ÜBER VERBRAUCHSERFASSUNG).

Natürlich ist mit dieser kurzen Abhandlung nicht alles vollständig und praxisgerecht darstellbar. Häufig hilft aber eine direkte Diskussion in Ihrem Arbeitsteam. Seit vielen Jahren bin ich im Energiemanagement einer Kommune tätig befasse ich mich genau mit dieser Problematik, sicherlich helfen auch Ihnen direkte Beispiele aus der alltäglichen Arbeit - sprechen Sie mich an!